Ich habe auf Instagram bei einer Challenge mitgemacht, bei der man eine Dialogzeile bekommt, und daraus eine Szene entwickelt… oder was einem sonst so einfällt.

Diesmal lautete der Satz: „Wen haben wir denn da?“, und mir ist eine Bonusszene zu »Nur ein Tag« eingefallen 😊. Achtung, die Perspektive ist die eines obercoolen Teenagers, die Ausdrucksweise ist entsprechend.

Pit lehnte sich an das Gitter des Zwingers und grinste schief. »Na, wen haben wir denn da? Kommst wohl auch nicht so schnell raus aus deinem Knast, hm, Buddy?«

Der schwarze Labrador hob den Kopf, schnaufte und wedelte kaum merklich mit der Rute. Pit betrat den Zwinger und hockte sich neben den Hund. Seit ein paar Wochen hing Pit im Tierheim rum und leistete seine Sozialstunden ab. Nachdem die Bullen ihn gecatcht hatten, weil er mal wieder ein Graffiti fertig sprayen musste – selbst als die Polente schon anrückte. Vielleicht sollte er sich das mal abgewöhnen.

So lange wie Pit herkam, war der alte Hund auch schon da. Komisch irgendwie – im Gegensatz zu manch anderen Viechern hier war Buddy nämlich überhaupt nicht aggro. Der hörte sogar aufmerksam zu, wenn Pit ihn mal wieder zulaberte, statt die Zwinger sauber zu machen. Heute hatte Pit echt was Geiles zu erzählen. »Noch zwei Schichten«, sagte er und kraulte Buddy am Hals. »Dann hab ich’s geschafft, Mann. Und weißt du, was das Beste ist? Ich verdien jetzt fett Kohle. Tausend Euro. Für ’nen Graffiti-Auftrag. An ’nem Kindergarten, voll krass, oder? So viel hat mir noch nie jemand gezahlt für’n Bild. Jetzt geht’s echt aufwärts, und du kommst sicher auch bald hier raus!« Buddy klopfte mit seiner Rute auf den Boden und drückte dann die Schnauze gegen Pits Hand, als hätte er jedes Wort verstanden. Für einen Köter war Buddy schon ein cooler Typ.

Just in diesem Moment, als Pit ausnahmsweise chillte, kam Jansen vorbei. Doch heute hatte der Leiter des Tierheims mal nix zu motzen.

»Pit«, sagte er und räusperte sich. Räusperte sich nochmal. »Ich muss dir was sagen… es geht um Buddy.«

Pit runzelte die Stirn und richtete sich auf. »Was’n los? Der ist doch okay, oder?«

»Nein, leider nicht. Buddy hat ein Geschwür unter dem linken Auge. Es breitet sich aus, und ohne eine OP … wird er bald schlimme Schmerzen haben und letztendlich auch daran sterben. Wir müssen ihn einschläfern lassen.«

»Wieso?« Pits Stimme wurde lauter. »Lasst ihn doch operieren!«

»Das würde fast tausend Euro kosten. Ob Buddy überlebt, wäre nicht sicher. Da können wir das Geld besser für andere Tiere verwenden.«

Das Gewicht dieser Worte traf Pit wie ein Schlag ins Gesicht.

Sein Magen drehte sich um. Tausend Euro. Fuck. Jetzt würde Buddy also nicht mehr aus seinem Knast rauskommen, sondern hier drin verrecken.

»Wann… wann denn?«, krächzte Pit.

»Der Tierarzt muss jeden Moment hier sein. Wenn du magst, kannst du dich noch von Buddy verabschieden«, sagte Jansen.

Wie aufs Stichwort öffnete sich in diesem Moment die Tür, und der Doc kam rein. Jovial begrüßte er Jansen und Pit, dann betrat er den Zwinger, beugte sich zu Buddy runter und meinte freundlich: »Na, wen haben wir denn da?«

Pits Herz schlug plötzlich viel zu schnell. »Das ist mein Hund«, sagte er fest. »Können Sie das Geschwür wegoperieren, oder muss ich da zu einem anderen Arzt?«

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